Cora Pongracz. Das fotografische Werk
Cora Pongracz. Das fotografische Werk
Marie Röbl und Peter Coeln / Fotosammlung OstLicht (Hg.)
Mit Texten von Peter Coeln, Carola Dertnig, Silvia Eiblmayr, Felix de Mendelssohn, Cathrin Pichler, Cora Pongracz, Reinhard Priessnitz, Marie Röbl, Ferdinand Schmatz und Rosemarie Schwarzwälder
Deutsch, 200 Seiten, 348 Abbildungen, 22,3 x 29,7 cm, broschiert
Juni 2016
ISBN 978-3-902833-87-7
€ 32,00 [A]
€ 31,10 [D]
Mit „Cora Pongracz: Das fotografische Werk“ veröffentlicht SCHLEBRÜGGE.EDITOR in Kooperation mit Ostlicht. Galerie für Fotografie ein Buch zum Gesamtwerk der Fotokünstlerin. Auf Basis einer eingehenden Auseinandersetzung mit dem Nachlass, der 2015 von der Fotosammlung OstLicht erworben wurde, bietet es einen fundierten Überblick über alle Werkphasen, das Leben und künstlerische Umfeld von Cora Pongracz. Biografie und Bibliografie wurden erstmals detailliert recherchiert. Die Aufarbeitung des umfangreichen Negativarchivs ermöglicht es, unbekannte Aufnahmen zu entdecken und viele andere erstmals genauer einzuordnen.
Cora Pongracz wird 1943 in Buenos Aires in der Emigration geboren. Nach der Rückkehr lebt sie bis Ende der 1950er Jahre in Wien, dann in Frankfurt und München, wo sie an der Bayrischen Staatsanstalt für Photographie studiert, ab 1966 in London. 1969 kehrt sie nach Wien zurück. Hier eröffnet ihr der Schriftsteller Reinhard Priessnitz, den sie 1974 heiratet, den Kontakt zu den Kreisen der österreichischen Kunstszene. Arnulf Rainer, VALIE EXPORT, Gerhard Rühm, Ernst Jandl, Franz West – um nur einige zu nennen: Wer ab den späten 1960er Jahren vor Cora Pongracz´ Kamera stand, gehört in vielen Fällen heute noch zum Who is Who der künstlerischen und literarischen Avantgarde.
Cora Pongracz ist aber nicht nur Dokumentaristin, ihre Portraits zeugen von künstlerischer Reflexion und der Suche nach einer neuen Position als Fotografin. Ab Mitte der 1970er Jahre arbeitete sie an konzeptuellen Serien, etwa den „8 erweiterten Portraits – Frauen in Wien“ oder den „verwechslungen“. Um die Vielschichtigkeit einer Persönlichkeit zu vermitteln, machte sie nicht nur Einzelportraits, sondern übersetzte das Umfeld des Portraitierten in assoziative Fotoserien. Hier reiht sich Pongracz in den damals aktuellen Diskurs über Identität, Pose und Performativität ein – Aspekte, die den zeitgenössischen Kunstdiskurs bis heute prägen.
Cora Pongracz nahm an zahlreichen Ausstellungen teil und veröffentlichte drei Fotobücher (u.a. Martha Jungwirth – Franz Ringel, 1972). Sie fotografierte Arnulf Rainer und Dieter Roth, Aktionen von Otto Muehl, Friedensreich Hundertwasser, Friedrich Achleitner, Heidi Pataki, Bekannte und Unbekannte, immer in großer Nähe und Vertrautheit, das starre Subjekt-Objekt-Verhältnis wird dezentriert, gerät in Bewegung.
Das Buch gibt auch dem Früh- und Spätwerk der Künstlerin Raum. Ihre in Deutschland und London entstandenen Portraits, Reportagen und „Life-Style“-Fotografien wurden immer wieder in Zeitungen veröffentlicht. Daneben entstanden Aufnahmen von ihren Reisen nach Griechenland, Jugoslawien und auf die Kanalinseln, im Auftrag des Verlags J. Cape in London, der Reiseführer herausgab. 1969 kam sie nach Wien zurück. Auch als sie sich ab den späten 1980er Jahren krankheitsbedingt zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückzog, hörte sie nicht auf zu arbeiten. Noch hier setzte sie ihre Auseinandersetzung mit Fragen der Identität und deren fotografischer Repräsentation fort. Cora Pongracz stirbt 2003.