Farben und Formen um 1300

Die Restaurierung der Dominikanerkirche erfolgte zwischen 2019 und 2021 durch ein qualifiziertes Restaurator:innenteam unter der Leitung von Claudia Riff und Claudio Bizzarri und führte zu neuen Erkenntnissen bezüglich Gestaltung und Baugeschichte der Kirche. Dabei ließ sich die These erhärten, dass nicht nur Chor und Langhaus von Anfang an in ihrer heutigen Form konzipiert wurden, sondern auch die Polychromierung der architektonischen Gliederungselemente des gesamten Kirchenraumes auf ein durchgeplantes Dekorationsprogramm zurückzuführen ist. Ausgeführt wurde dieses große Bauvorhaben der Gotik um 1300 von einer Malerwerkstatt, deren Tätigkeit im Kremser Raum nun weiterverfolgt werden kann.

Die Textbeiträge spannen einen Bogen von der Projekt-, Bau- und Nutzungsgeschichte mit einer genauen Beschreibung des Bauwerks über eine detaillierte und reich bebilderte Darstellung der Rippenbemalung in Chor und Langhaus mit maltechnischen Informationen sowie einer Einordnung der Farb- und Formgebung in den Kontext ihrer Entstehungszeit um 1300. Die mehr als 450 verschiedenen farbenprächtigen Ornamente des Chors sind zu einem Musterkatalog zusammengestellt und erstmals in ihrer Fülle aufgearbeitet.

Die Publikation soll der Baudenkmalpflege als Basiswerk dienen, die Erforschung vergleichbarer Objekte in Niederösterreich erleichtern und helfen, gegebenenfalls weitere Dekorationen dieser spezifischen gotischen Malerwerkstatt zuordnen zu können.

Kaum ein anderes mittelalterliches Objekt in Österreich kann mit dieser künstlerischen Freiheit und einer derartigen Vielfalt an Ornamenten aufwarten.